Zeitzeugen berichten von den Gräueln des Krieges

Sie überlebten die Bombardierung Coesfelds am 10. Oktober 1943. Jetzt haben Käthe, Gerda und Paul Büscher im Geschichts-Projektkurs von Herrn Ostendorf (Q1) den Schülerinnen und Schülern von ihren Erinnerungen berichtet. Unsere Schüler-Reporter waren auch mit dabei und haben ihre Eindrücke von der besonderen Geschichts-Stunde aufgeschrieben.

Die Büschers erlebten die Bombardierung jeweils an unterschiedlichen Orten. Käthe Büscher (95) hielt sich in der Nähe ihres Elternhauses auf. Eine Luftmine erfasste das Nachbarhaus und machte es dem Erdboden gleich. "Es war grausam", erinnert sich Käthe Büscher. "Über 20 Leute waren in dem Haus. Ich erinnere mich, dass ein Pfarrer mit bloßen Händen im Schutt gewühlt hat, um Überlebende zu finden. Zwei Frauen und ihre Kinder wurden schließlich noch aus den Trümmern gerettet. Es gab aber viele Tote in dem Haus." Sie selbst überlebte den Angriff, weil sie sich durch einen Sprung in den Straßengraben vor der Explosion schützen konnte. Insgesamt neun ihrer engsten Verwandten und Familienmitglieder überlebten den Fliegerangriff hingegen nicht. Darunter Mutter, Tante, Großeltern sowie der Onkel und dessen Kinder. Auch von einer Lehrerin weiß sie, in deren Nähe eine Brandbombe einschlug: "Sie ist bei lebendigem Leib verbrannt." Fast 200 Tote habe man später in der Jesuiten-Kirche aufgebahrt. "Mein Vater war in der Kirche und ist zusammengebrochen. Man musste ihn heraustragen", berichtet die Zeitzeugin. "Man kann das nicht vergessen", sagt Käthe Büscher heute. Die Leute liefen alle kopflos herum und wussten überhaut nicht, was los ist. Der 10. Oktober ist für mich immer noch ein Trauertag. Ich bin jetzt 95 und kann eigentlich immer noch nicht darüber nachdenken."

Auch Paul Büscher (83) erinnert sich gut an die verheerende Bombennacht. Er sah Brandbomben niedergehen und Häuser in Flammen aufgehen. "Ich habe damals mitgeholfen, Wasser aus der Berkel heranzuschaffen, um zu löschen", berichtet Paul Büscher.

Gerda Büscher (82) kann sich ebenfalls an schlimme Bilder erinnern. Sie sah eine Bombe in eine Fabrik einschlagen, die sofort lichterloh in Flammen stand.

 

Unsere Schüler-Reporter waren von den Berichten der Zeitzeugen sehr beeindruckt. Hier ihre Gedanken:

Für mich persönlich war die Begegnung mit den Zeitzeugen eine sehr wichtige Erfahrung, denn ich kenne mich selbst eigentlich nicht besonders gut mit der Geschichte Coesfelds aus und war überrascht, was hier vor über 70 Jahren geschehen ist. Man hat bei der Begegnung gespürt, wie nahe es den Zeitzeugen auch nach so langer Zeit gegangen ist, ihre Erinnerungen zu teilen. Käthe Büscher hat nur um ein Haar überlebt, aber einen großen Teil ihrer Familie verloren. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schrecklich das gewesen sein muss. Wenn man sich dann vor Augen hält, wie wir heute leben: Frei und im Frieden und mit vielen Möglichkeiten für die Zukunft, wird mir schnell klar, dass dies eigentlich keine Selbstverständlichkeit ist. Auch das Familienleben war ein anderes. Früher mussten viele Männer zur Armee gehen und ihre Frauen und Kinder allein in einem unsicheren Zuhause lassen. Es hat mich erschreckt zu hören, wie unser Coesfeld in dieser Zeit bombardiert und zerstört wurde. So viele Verletzte und Tote! Ich bin froh und glücklich darüber, dass heute Konflikte anders gelöst werden können und appelliere an ein friedvolles Miteinander ohne Krieg und Hass, denn ich möchte in einigen Jahrzehnten nicht diejenige sein, die wie Familie Büscher der neuen Generation erzählen muss, wie noch ein Krieg ausgebrochen ist. (Johanna Hohmann, 9b)

Ich habe an der Geschichts-Stunde teilgenommen, als die drei Mitglieder der Familie Büscher an unserer Schule waren und von ihren Erlebnissen aus dem Zweiten Weltkrieg berichteten. Ich interessiere mich persönlich für diese Zeit. Daher war es interessant für mich, zuzuhören, aber es hat mich auch traurig gemacht zu erfahren, was Familie Büscher erlebt hat. Käthe Büscher hat uns z.B. erzählt, dass sie nur knapp überlebt hat, als eine Luftmine ein Nachbarhaus ganz in ihrer Nähe zerstört hat. Mir ist beim Zuhören einiges durch den Kopf geschossen, mich haben die Berichte sehr berührt. Die Vorstellung, was die Zeitzeugen alles durchgemacht haben, ist schrecklich. Die Vorstellung, dass auch unserer Generation so etwas passieren könnte, beunruhigt mich. Mir ist auch klar geworden, dass das Thema Krieg auch in unserer Zeit sehr aktuell ist, da es ja viele Flüchtlinge in Deutschland gibt, die so etwas in ihrem eigenem Land erlebt haben. (Christine Ludigkeit, 6b)

Ich persönlich empfand, dass es sehr schlimm für die Familie Büscher war, da sie sehr traurig waren, denn neun Familienmitglieder sind dabei ums Leben gekommen. Als Gerda Büscher davon erzählt hat, wie sie in den Graben springen musste und nur knapp überlebte, war ich sehr schockiert. Ich war auch da sehr betroffen, als sie davon erzählt haben, dass alle Verletzten nach Dülmen ins Krankenhaus gebracht wurden und dass ein paar Krankenbetten auch auf den Fluren standen, weil es so viele Verletzte gab. (Emilia Hohmann, 6c)