Unter welchen Faktoren gelingt die Digitalisierung an Schulen gut? Dieser Frage ist die Technische Universität Braunschweig nachgegangen. Für das Forschungsprojekt „GuTe DigiSchulen NRW“, das vom Ministerium für Schule und Bildung NRW gefördert wird, wurde auch das bischöfliche St.-Pius-Gymnasium in Coesfeld ausgewählt. „Unsere Schule hat teilgenommen, da die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe acht in einer anderen Studie überdurchschnittlich hohe ‚digitale‘ Kompetenzen erreicht haben“, erläutert Schulleiter Dr. Norbert Just nicht ohne Stolz.
Für die Erhebung besuchte ein Team des Instituts für Erziehungswissenschaft die Schule und führte Interviews mit dem Kollegium, den Eltern sowie den Schülerinnen und Schülern. Jetzt haben die Verantwortlichen die Ergebnisse schwarz auf weiß. „Digitalisierung ist nicht mit der Anschaffung digitaler Geräte gleichzusetzen. Sondern Digitalisierung funktioniert an einer Schule nur gut, wenn die Schule funktioniert“, bringt es Just auf den Punkt und fügt hinzu: „Die wichtigste Voraussetzung ist, alle Beteiligten, also Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern, zu beteiligen.“
Fünf Dimensionen – Unterrichts-, Organisations-, Kooperations-, Technologie- sowie Personalentwicklung – haben die Fachleute der Universität ausgewertet. Denn diese tragen zur digitalen und fachlichen Kompetenzen bei. Aus ihren Beobachtungen und Interviews haben sie die Stärken der Schule und mögliche Ansatzpunkte für die Weiterarbeit formuliert. Ein Blick in die Auswertung zeigt, dass die Stärken am St.-Pius-Gymnasium bei weitem überwiegen. „Wir haben früh Räume an unserer Schule geschaffen, in denen Digitalisierung passiert. Dazu gehören die Medienwoche, die Lernentwicklung bei den Sternstunden, der Austausch der Tafeln, Erklärvideos, eine fest etablierte Lernplattform und vieles mehr. Und das alles übrigens lange vor Corona“, erklärt Just. Auch das Lehrerkollegium habe kleine interne Fortbildungsformate wie den kurzen „Digi-Snack“ in der Pause zu unterschiedlichen Themen angeboten. „Früher fanden sie in Präsenz statt, inzwischen arbeiten wir mit Tutorials. Unsere Medienscouts, das sind einige Schülerinnen und Schüler, führen uns zudem in ihre digitale Lebenswelten ein“, informiert Just. Diese Welten gingen über die bekannten Social-Media-Kanäle hinaus. So hätten sich die Lehrerinnen und Lehrer mit Computerspielen beschäftigt. „Man darf sie nicht verteufeln, denn es gibt auch pädagogische Aspekte in den Spielen. Man muss sie kennenlernen“, ist der Schulleiter überzeugt.
Sehr gute Erfahrungen hat die Schule bereits vor der Pandemie mit Lernplattformen gemacht. „Wir müssen in der Technologieentwicklung Schritt halten. In diesen Bereich investiert das Bistum Münster regelmäßig“, lobt Just den Träger der Schule. Die Lernplattform ermögliche beispielsweise individualisierte Lehrpläne, eine höhere Interaktion zwischen Lernenden und Lehrenden, sowie eine interaktive Gestaltung, die auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten sei, um selbstständiges Arbeiten und Lernen zu fördern. Die zunehmende Digitalisierung an der Schule verändere auch die Methoden. „Früher haben wir Arbeitsblätter kopiert. Heute werden sie per Air-Drop an die I-Pads der Schülerinnen und Schüler übermittelt“, nennt Just ein anschauliches Beispiel.
Die Universität Braunschweig bescheinigt dem St.-Pius-Gymnasium, dass die Schule bereits in einem besonderen Maß digitaliserungsbezogene Schulentwicklung betreibe. „Andere Schulen können von Ihren Erfahrungen und Entwicklungen lernen“, heißt es in der Auswertung.
Für den Schulleiter ist es bedeutsam, „offen und wachsam das Thema Schule neu zu denken. Das Buch verliert an Bedeutung und ist immer noch eine der elementaren Säulen der Schule. Was kommt, weiß keiner. Aber wir müssen die Veränderungen spüren und aufgreifen“, ist Just überzeugt.
Text: Michaela Kiepe, Pressestelle des Bistums Münster