Der nach Indonesien flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat der Welt liegt im indischen Ozean und zählt rund 28 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung Madagaskars besteht zur Hälfte aus Kindern, vier Millionen von ihnen sind im Grundschulalter. „Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft. Das Hauptnahrungsmittel ist Reis. Jeder Vierte kann weder lesen noch schreiben“, berichtete Schwester Perline Soamanambina bei ihrem Besuch. Die Ordensfrau engagiert sich seit 2018 als regionale Leiterin bei „Vozama“, einem Projektpartner von Misereor. Die Fastenaktion des bischöflichen Hilfswerks steht in diesem Jahr unter dem Motto „Frauen.Macht.Veränderung“ und stellt Frauen aus dem ostafrikanischen Land in den Mittelpunkt. Regelmäßig machen die Misereor-Gäste bei ihren Besuchen in Deutschland auch Station am bischöflichen St.-Pius-Gymnasium. Denn seit 2014 besteht eine intensive Partnerschaft zwischen dem Hilfswerk und der Schule.
So erfuhren beispielsweise die Schülerinnen und Schüler, dass „Vozama“ als ganzheitliches Entwicklungsprojekt besonderen Wert auf die Bildung legt. „Inzwischen gibt es in den Dörfern auf dem Land 406 Vozama-Schulen, die von 7216 Kindern besucht werden“, erzählte Schwester Perline, die nach ihrem Schulabschluss in Madagaskar in Frankreich unter anderem Soziologie und Erziehungswissenschaften studiert hat. Ohne diese Schulen, für die vor allem Frauen aus den Dörfern als Lehrerinnen von der Organisation ausgebildet werden und von den Kindern zwei Jahre ähnlich einer Vorschule besucht werden, hätten die Kinder keine Chance, lesen, schreiben oder rechnen zu lernen. „Der Weg zur nächsten Schule ist lang und gefährlich. Zudem können sich viele Eltern das Schulgeld nicht leisten“, informierte sie.
Bildung sei ein zentraler Bestandteil zur besseren Entwicklung der Landbevölkerung. Für die Erwachsenen des Dorfes gebe es zudem unterschiedliche Kurse wie beispielsweise über Kinder- und Frauenrecht, Hygiene, Gesundheit, Landwirtschaft und Viehzucht. „Ziel der Weiterbildungen für die Eltern ist es, dass sie eigenständig werden und ein Auskommen verdienen“, stellte Schwester Perline das Konzept vor, das auch den Umweltschutz berücksichtigt. Gemeinsam mit der Organisation „Ades“ aus der Schweiz gebe es ein Aufforstungsprogramm, in dem jährlich rund 80.000 Bäume gepflanzt werden. „Zier- und Obstbäume ebenso wie Nutzholz. Die Bäume müssen in den Dörfern für das Gemeinwohl genutzt werden. Wird ein Baum gefällt, müssen fünf neue gepflanzt werden“, berichtete sie. Ebenso habe „Vozama“ auf dem Land 14 Trinkwasserstellen errichtet. In den Dörfern würden Komitees gegründet, die für die unterschiedlichen Projekte zuständig seien und von „Vozama“-Teams vor Ort weitergebildet würden.
Im Namen der Schülerinnen und Schüler bedankte sich Dr. Michaela Rissing, die am St.-Pius-Gymnasium unter anderem Religion unterrichtet und sich in der Partnerschaft mit dem Hilfswerk Misereor engagiert, für die zahlreichen Einblicke in die Arbeit von „Vozama“.
Am Donnerstag, 23. März, starten wieder die Klassen fünf und sechs mit ihrer Solidaritätswanderung zugunsten des Hilfswerks Misereor vom St.-Pius-Gymnasium zum Kloster Gerleve. Seit Jahrzehnten gehört der Solidaritätslauf in der Fastenzeit zum Programm der beiden Jahrgänge am bischöflichen Gymnasium.
Text: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe, Foto: Waschk