Über solche und weitere Fragen reflektierte der deutschlandweit bekannte französisch-deutsche Kabarettist Alfons mit Schülerinnen und Schülern des St.-Pius-Gymnasiums. Sein Besuch am Pius geht zurück auf die Preisverleihung des Deutschen Schulpreises im vergangenen Jahr. Am Vorabend der eigentlichen Preisverleihung hatten Schülerinnen und Schüler des Pius bei einem Quiz gewonnen – der Besuch von Alfons war die Belohnung – finanziert von der Robert Bosch Stiftung. „Ich bin gekommen, weil ich wissen will, was ihr denkt. Sagt bitte ehrlich, was ihr denkt“, sagte Alfons gleich zu Beginn des rund 90-minütigen Workshops. Immer wieder ging er dabei auf eine aktuelle Umfrage ein. Die hatte gezeigt, dass 39 Prozent der Jugendlichen die Demokratie nicht wichtig sei.
„Vielleicht liegt es daran, dass es in einer Demokratie oft lange dauert, bis Entscheidungen gefällt werden. Es müssen eben auch Kompromisse ausgehandelt werden“, vermutet eine Schülerin. „Es kann auch sein, dass eine Mehrheit Dinge entscheidet, die eine Minderheit nicht will und die dann extrem frustriert ist“, sagt eine andere.
Auch die Rolle von Fake-News über die Sozialen Medien wurde diskutiert. Wiebke vermutet, dass Fake-Videos die Nutzer unbewusst beeinflussen, gerade dann, wenn man sie immer und immer wieder sieht. Und Mathilda kommt auf die Rolle der verschiedenen Plattformen zu sprechen: „Die Algorithmen bevorzugen oft extreme Meinungen und man bekommt oft nur das angezeigt, worauf man reagiert. So wird man immer weiter in eine extreme Richtung gepusht.“
Am Ende des Workshops steht ein Experiment. Einige Schülerinnen und Schüler nehmen in einem Rollenspiel die Rolle von Populisten ein – und provozieren mit wütenden, teils schwer zu ertragenden Parolen. Andere Schüler sollen gegenhalten, versuchen es mit Sachargumenten, lassen sich von der pöbelnden Gegenseite aber auch verunsichern und einschüchtern und kommen mit ihrer Position kaum durch. „Es ist ein echtes Problem in der Demokratie, dass man mit Argumenten gegen starke Emotionen wie Wut oder Aggression nur schwer ankommt“, resümiert Alfons, der die Schüler umso dringlicher dazu auffordert, für die Demokratie mutig und entschlossen einzustehen. Dazu schließt er mit einem Zitat des Holocaust-Überlebenden Simon Wiesenthal: „Damit das Böse gedeiht, brauchst du nur gute Menschen, die nichts unternehmen.“
Am Abend ging es dann noch nach Oberhausen ins Ebertbad. Hier stand Alfons mit seinem Programm „Jetzt noch deutscherer“ auf der Bühne. Sehr persönlich berichtete er von seiner Einbürgerung nach Deutschland. Als Enkel einer Auschwitz-Überlebenden reflektierte er über die Frage, was seine Einbürgerung für ihn bedeutet.
„Trotz des ernsten Themas war das auch ein humorvoller Abend, das Publikum wurde von seiner Geschichte sehr mitgerissen“, sagt Pius-Schülersprecher Laurenz.